Tanzender Goldfisch unterwegs auf breiten Wegen

Jackpot

Manchmal brauchen großen Dinge ein bisschen länger. Vor ca zwei Jahren erzählte mir eine unserer Freiwilligen, deren Vater dort arbeitet, von der ProCent-Initiative des Daimler-Konzerns in Stuttgart. Mitarbeiter haben die Möglichkeit, soziale Projekte vorzustellen und diese durch die Firma unterstützen zu lassen. Das Geld setzt sich aus den Cent-Beträgen der Mitarbeitergehälter zusammen, die freiwillig zugunsten sozialer Projekte auf die Stellen hinter dem Komma verzichten. Der Konzern verdoppelt die zusammengekommene Summe dann.
Und so saß ich nun auf der Veranda des grünen Hauses im Children’s Village und habe hin und her überlegt, was unser Projekt noch bereichern könnte. Mit dem Laptop auf einem provisorisch zusammengezimmerten Tisch entwarf ich eine Projektskizze für ein Bildungszentrum.
Jetzt, etwa zwei Jahre und einige E-Mail-Konversationen mit dem Daimlerkonzern später bekam ich eine WhatsApp-Nachricht von der Freiwilligen: „Lena, du hast es geschafft! 41.000 Euro! Der Wahnsinn!“ Ich hatte schon fast nicht mehr damit gerechnet…aber jetzt überzog ein Grinsen, dass dem eines Honigkuchenpferdes Konkurrenz machen kann mein Gesicht. Wahnsinn…41.000 Euro für ein Bildungszentrum mit einem Computerraum, Bücherei mit Spielen, Büro und der Möglichkeit, Kinderkino zu machen! Eine weitere Möglichkeit, unsere Kinder zu fördern aber auch den Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen aus den umliegenden Dörfern Zugang zu Computer und Büchern zu schaffen. Aktuell wird noch an der konkreten Umsetzung entlanggedacht…aber in der ersten Jahreshälfte 2016 geht es los mit dem Bau.
An dieser Stelle nochmals ganz herzlichen Dank an den Daimler-Konzern und vor allem an Linda und ihren Papa, ohne die das nicht möglich wäre.
Wachstum

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Die Kinder im Children’s Village nicht mehr jeden Tag zu sehen, bedeutet für mich, von ihren Wachstumssprüngen im großen Stil überrascht zu werden statt sie fast ein wenig im Alltag zu übersehen. In den vergangenen Tagen erreichte mich ein buntes Bilderpotpourri von den Kindern und ich saß nur da und staunte. Ein Jahr und so viel ist passiert. Maame Yaa sieht plötzlich ganz anders aus, viel älter…dabei war sie doch gerade erst das kleine fünfjährige Mädchen, das auf nahezu jede Bitte oder Frage mit einem inbrünstigen „Nein!“ antwortete und gerne Zeit auf dem Schoß verbrachte oder mit einer Katze auf dem Arm. Würde man Isaac jetzt an eine Messlatte stellen, man könnte die neue Kerbe gefühlte 20 Zentimeter höher ritzen. Und auch die Neuzugänge Blessing Jnr und Snr sowie die Zwillingsbrüder George Snr und George Jnr entwickeln sich gut. Ach was, allen Kindern geht es gut im Children’s Village, das kann man ihnen an der Nasenspitze ansehen. Die Pflegemütter kümmern sich gut um sie, man sieht ihnen die regelmäßigen Mahlzeiten und das sichere schützende Dach über ihrem Kopf an. Bald schon werden sie weitere Verstärkung bekommen. Doch dazu mehr, wenn es soweit ist.

 

Was ist gelb und hat nur einen Arm?

 

 

IMG-20151116-WA0009Vor Kurzem bekamen das Children’s Village Besuch von etwas großem, gelben mit riesigen Rädern. Dieses Etwas passte gerade noch so durch das Eingangstor und hatte nur ein Ziel: Den Weg von der „Hauptstraße“ zum Children’s Village sowie die „Straße“ im Projekt besser befahrbar machen, sprich plätten, verbreitern, fest stampfen etc. Auf dass der Regen in den nächsten Regenzeiten einfach abperlt…ToiToiToi…na ja…wir sind auch schon zufrieden, wenn sich die Straßen nicht mehr in unpassierbare Matschlöcher verwandeln.

 

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Kulturfest

Zum Ende eines Jahres wird es in der Old Adwampong Community School immer sehr geschäftig. Neben den Halbjahresklassenarbeiten steht auch seit der Eröffnung vor zwei Jahren eine Tanz-, Theater- und Musikshow auf dem Programm. In diesem Jahr ist es wieder gelungen, innerhalb kurzer Zeit ein tolles Programm auf die Beine zu stellen. Aber seht selbst in diesem Video.

 

 

Fische in Not

Neben diesen vielen kleinen und großen Glücksmomenten schmecken manche Pillen gleich doppelt so bitter. Mit viel Enthusiasmus haben wir unsere Fischteiche angelegt und uns dadurch in einigen Bereichen Unabhängigkeit bei der Versorgung mit Nahrungsmitteln versprochen. Doch jetzt scheint es unmöglich zu sein, jemals wieder Fische in den Teichen schwimmen zu sehen. Wo Menschen täglich von der Hand in den Mund leben müssen, ist es ein leichtes, dem schimmernden, Reichtum versprechenden Edelmetall Gold zu verfallen. Es ist ein Leichtes, sich von den gut gekleideten, in teuren Autos vorfahrenden angeblich erfolgreichen Edelmetallsuchern blenden zu lassen. Das passiert zurzeit in Old Adwampong und in vielen anderen kleinen und großen Dörfern in einigen Regionen Ghanas. Kleinbauern werden zu Goldschürfern, von außerhalb kommen weitere hinzu. Schürflizenzen werden mit Kuhhandeln erworben. Es wird nicht in die Tiefe gegraben, sondern an der Oberfläche geschürft. In den nahen Flüssen wird das eventuell vorhandene Gold mit Chemikalien herausgewaschen.

Unsere Fischteiche liegen einen Steinwurf von einem kleinen Flusslauf entfernt. Wir haben das Flusswasser genutzt, um unsere Teiche zu befüllen. Das ist jetzt nicht mehr möglich. Die Chemikalien verseuchen das Wasser und die Fische werden zu unfreiwilligen Rückenschwimmern, einer Disziplin, die unmöglich ist für sie zu lernen. Momentan sind wir auf der Suche, nach einer neuen Wasserquelle, um zumindest einen der Teiche erhalten zu können. Und auch im Dorf Old Adwampong selbst treffen BewohnerInnen Entscheidungen, dessen Folgen sie unmöglich voraussehen können. Sie verkaufen Teile ihres Landes an Gildschürfer; Land, auf dem sie das anbauen, was sie zum täglichen Leben brauchen. Was machen diese Leute, wenn sie auch ihr letztes Stück Land verkauft haben? Oder wenn das, was auf dem verbleibenden Landstück angebaut wird, nicht mehr zum Leben reicht und in der Haushaltskasse Dauerebbe herrscht?

 

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