Nur eine Hülle …

Seit 2006 steht in Old Adwampong ein Gebäude mit zwei großzügig geschnittenen, zwei weitaus kleineren Räumen sowie vierfachen Sanitäranlagen. Der gelb-braune Außenanstrich verrät, dass es sich um eine öffentliche Schule handelt. Oder besser gesagt: handeln sollte. Denn seit dem Bau im Jahr 2006 hat niemals ein Kind oder ein Lehrer auch nur einen Fuß in die Klassenräume gesetzt, nie wurden dort das Alphabet und das Einmaleins aufgesagt und nie Stühle schnell zurückgeschoben, wenn die Pausenglocke ertönte. Warum das so ist….darüber lässt sich in viele Richtungen spekulieren. Doch statt unsere Zeit mit wilden Spekulationen zu verbringen, gehen wir nun die ersten Schritte, um aus der Pseudo-Schule eine reale Schule werden zu lassen.

Hornissen statt Kinder
Vor wenigen Tagen haben wir dem Gelände und dem Gebäude einen ersten Besuch abgestattet. Das Schulgebäude besteht aus zwei großen Klassenräumen sowie zwei kleineren Räumen, die als Büros inklusive Stauräumen genutzt werden können. Außerdem verfügt die Schule über gute Sanitäranlagen, also WCs und fließend Wasser und sogar eine Dusche. Das Schulgebäude ist an das Stromnetz angeschlossen. Alle Räume stehen leer, nur die Dorfbewohner nutzen es ab und zu für Gottesdienste und Versammlungen. Noch nicht einmal Stühle, Tische oder sonstige Materialien, die das Gebäude als Schule erkennen lassen, haben ihren Weg dorthin gefunden. Viele der Fenster- und Türrahmen sind bereits von Termiten zerfressen. Hornissen haben in den Balken mit dem Nestbau begonnen. Das Gras auf dem Gelände wächst mannshoch, Spielgeräte sucht man vergeblich.




Kinder…Kinder…und noch mehr Kinder!
Es sind nur ein paar Schritte bis ins Dorf. Und genau dahin machen wir uns auf, um ungefähr einen Eindruck zu bekommen, wie viele Dorfkinder von einer Belebung der Schule profitieren könnten. Zunächst noch schüchtern und dann doch neugierig kommen immer mehr Kinder zusammen. Wir schätzen, dass alleine aus dem Dorf 15 bis 20 Kinder von der Einrichtung der Schule profitieren können. Zuzüglich der Kinder aus dem Children’s Village ist das eine gute Größe für eine Zwergenschule. Es wird ein Kindergarten werden für die Jüngsten im Dorf, für all die, die noch zu jung sind, um die Schule im Nachbardorf zu besuchen. Gerade für die jüngeren Kinder, so erzählt der Dorfälteste Mr. Boateng, ist es zuviel, jeden Tag den weiten Weg zur Schule und wieder zurück zu laufen. So gehen einige nur alle zwei Tage zur Schule. Mit den Kindern, die sich bei unserem Besuch vor Ort befinden – es sind gerade Ferien, deshalb sind auch ältere Kinder zu sehen – „üben“ wir schonmal den Morgenappell. Auf die Frage, ob sie auch gerne die Schule besuche wollen, nicken alle eifrig mit dem Kopf.

Unser Plan: Eine Wiederbelebung des Schulgebäudes, dessen Umfunktionierung in ein Day-Care-Centre (vergleichbar mit den deutschen Kindergärten) für Kinder ab 1,5 Jahren. Nach ghanaischem Standard mit westlichen Methoden des kreativen Lernens sollen die Kinder dort unterrichtet werden. Doch wir können nicht einfach die Schule kapern und unser eigenes Ding starten. Schließlich handelt es sich um Eigentum der Regierung, der Ghana Education Service ist für die Bereitstellung von Lehrern zuständig.  So liegen dem Ghana Education Service sowie dem Vorsitzenden der Vollversammlung vom betreffenden Distrikt bereits Briefe über unser Vorhaben vor. In Kürze werden wir beide Parteien treffen, um unser Vorhaben näher zu erläutern und um Unterstützung zu bitten. Damit haben wir die notwendigen politischen Instanzen informiert und involviert. Bleiben noch die traditionellen Anführer, die so genannten Chiefs. Unterstützung haben wir bis jetzt auch vom Ober-Chief des Distrikts erfragt, also dem Chief, der zwischen dem Chief von Old Adwampong und dem höchsten Chief vor dem Ashanti-König steht.
Wir versuchen, alle vorhandene Ressourcen anzuzapfen und auch die politische und traditionelle Seite so weit es geht in die Verantwortung zu nehmen. So soll die Schule öffentlich bleiben, d.h. der Ghana Education Service soll mindestens einen ausgebildeten Lehrer entsenden sowie das notwendige Grundequpiment wie Tische und Stühle liefern. Das Children’s Village wird in der Schule so weit es geht unterstützen, z.B. durch Freiwillige und ausgebildete Angestellte, die neben der Tätigkeit als Pflegemutter noch unterrichten möchten.

So langsam geht es also wirklich ans „Eingemachte“…die geplante „In-Betriebnahme“ rückt näher….

P.S. Zwischen Erstellen und Veröffentlichen dieses Eintrages hat sich ergeben, dass wir die offizielle, verbindliche mündliche Zusage des Vorsitzenden der Distrikt-Vollversammlung. Die schriftliche Zusage folgt diese Woche.