Kinder, Kinder

Seit dem Baubeginn des Children’s Village stehen wir in engem Kontakt mit der Social Welfare (dem Sozial-, Kinder-, Familien, Jugendamt). So bietet uns die zuständige Sachbearbeiterin M. nicht nur Rat und Tat bei dem notwendigen Papierkram sondern auch – und das gerade aktuell – bei der Auswahl der Kinder. Es ist uns wichtig, auch bedürftigen Kindern aus der Region um das Children’s Village und nicht nur aus dem Stadtgebiet Kumasis ein neues zu Hause zu geben. M. kennt viele Familien in der Region und bereitet die in Frage kommenden auf unseren Besuch vor, erzählt von dem Children’s Village und warum es für die Kinder eine gute Chance wäre, aus der Armut und den nicht kinderfreundlichen Verhältnissen herauszukommen. Dann vereinbart sie in Rücksprache mit uns einen Besuchstermin, an dem wir uns im Team auf den Weg zu den Familien machen. Zuerst sprechen wir mit den Angehörigen der Kinder um dann mit ihrer Hilfe ein kurzes Profil der Kinder zu erstellen. Außerdem nutzen wir die Zeit, die Kinder in ihrer gewohnten Umgebung zu beobachten. Die detailliertere Diagnostik (z.B. der Lernstand der Kinder und ihr gesundheitlicher Zustand) werden zu einem späteren Zeitpunkt durchgeführt. Nachdem wir die Familie ein erstes Mal besucht haben, werden weitere Besuche folgen, bei denen es vor allem darum geht, einen guten Kontakt zu den Kindern aufzubauen. Besonders bei den letzten Besuchen, bevor das Kind ins Children’s Village zieht, werden wir von der jeweiligen Pflegemutter begleitet. So lernen sich die beiden kennen und das Kind verliert seine Angst.

Diese Besuche konfrontieren uns oft mit wirklich armen Verhältnissen, kindlicher Verwahrlosung und Vernachlässigung sowie erschütternden Geschichten, die beschreiben, wie das Kind dort landete, wo es sich jetzt befindet. Für mich ist es das erste Mal, dass ich so nah mit den Familiengeschichten in Kontakt komme. Natürlich sehe ich jeden Tag auf der Straße Kinder und Erwachsene, die ohne zu zögern als arm bezeichnet werden können und natürlich kenne ich einen Teil der Familiengeschichten meiner Freunde und Bekannten hier. Und dennoch ist diese Arbeit etwas anderes…und für mich eine neue Herausforderung, die ich gerne annehme.