Eine Kristallkugel wäre schön

Die momentane weltweite Situation verursacht eine große Unsicherheit und vor allem von Kindern kommt immer häufiger die Frage: „Wie lange noch?“. Nur dass es darauf leider eine Antwort gibt. Wir sind alle sehr auf uns selbst zurückgeworfen und herausgefordert, unseren Lebensalltag neu zu denken und zu ordnen. Klar, dass dabei der Blick über den Tellerrand, den eigenen Horizont heraus nicht so einfach ist. Doch wir leben nicht in einer Blase, so jeder für sich allein auf seinem kleinen eigenen Planeten. Und gerade wenn die Situation einen wieder zu überwältigen droht, lohnt es sich manchmal, den Blick über den Horizont schweifen zu lassen und zu sehen, es gibt da noch mehr. Das werden wir auch weiterhin versuchen: Den Blick über den Horizont zu werfen.

Wie verbringen die Kinder und Mitarbeiter*innen im Kinderdorf die Coronazeit? Aus der Ferne haben wir lediglich die Möglichkeit, die aktuellen Fallzahlen in Ghana zu verfolgen und zu hoffen, dass das dortige Gesundheitssystem nicht an seine Grenzen kommt und die teils sehr düsteren Prognosen für den afrikanischen Kontinent sich nicht bewahrheiten. Klar ist, die Lebensumstände sind für einen Großteil der ghanaischen Bevölkerung so, dass sich der Virus schnell verbreiten kann. Teilweise beengte Wohnverhältnisse, überfüllte Klassenzimmer, überfüllte Märkte, volle Straßen und Wege, volle Kirchen und Moscheen, menschenreiche Beerdigungen begünstigen eine schnelle Verbreitung des Virus‘ leider sehr gut. Die Konsequenz: eine mehrwöchige Ausgangssperre und Kontaktbeschränkungen, die jedoch wieder gelockert wurde und – ähnlich wie auch hier in Deutschland – nicht von allen Bürger*innen gleichermaßen angenommen werden. Es wird an die Vernunft der Menschen appelliert und an die Nutzung des eigenen Verstandes, sich so wenig riskanten Situationen wie nötig auszusetzen.

Die Old Adwampong Community School ist bis auf Weiteres geschlossen, um ihren Lebensunterhalt weiterhin sichern zu können, erhalten die Lehrer*innen dennoch ihr festes Gehalt. ..die Schüler*innen werden jedoch nicht beschult und für einige entfällt damit auch die Sicherheit auf eine feste Mahlzeit am Tag. In den Klassenräumen wurden die Tafeln ausgetauscht und kleine Renovierungsarbeiten durchgeführt.

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Anders sieht es aus im Kinderdorf. Noch bevor die offizielle Ausgangssperre verhängt wurde, haben sich die Verantwortlichen vor Ort dazu entschieden, das Kinderdorf und damit alle dort wohnenden Kinder und Mitarbeiter*innen von der Außenwelt abzuschirmen. Natürlich sind Telefonkontakte möglich, aber das große, bunte Eingangstor bleibt geschlossen. Keiner geht raus und keiner kommt rein. Wie auch hier in Deutschland verändert Corona den Alltag der Menschen und fordert teilweise eine Menge Improvisationstalent. Schauen wir genauer hin, lassen sich viele Gemeinsamkeiten mit dem neuen, herausfordernden Alltag finden.

Einkäufe werden nur bei großer Notwendigkeit erledigt und dann als Großeinkauf möglichst zügig über die Bühne gebracht. Die mit der Aufgabe betrauten Mitarbeiter*innen tragen dabei zu jeder Zeit einen Mundschutz. Auch im Kindedorf ist Homeschooling an der Tagesordnung. Zum Glück leben zwei der Lehrer im Kinderdorf und unterrichten die Kinder im Bildungszentrum. Parallel werden die jüngeren Kinder betreut, es wird gekocht, gewachsen, gespielt.

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Doch auch größere Projekte haben jetzt die Zeit, umgesetzt zu werden. So wurde in den vergangenen Wochen das vollständige Dach des Küchengebäudes ausgetauscht. Der Zahn der Zeit und die teilweise durch den Klimawandel strenger gewordenen Witterungsbedingungen haben dem alten Dach zugesetzt und es durchlässig werden lassen.

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Zudem freuen wir uns über die Eröffnung der neuen Jugendwohneinheit, die in Kürze von den ersten Jugendlichen bezogen wird. Ja, die zeit fliegt… einige der Kinder sind bereits seit fast sieben Jahren im Kinderdorf, sie wachse dort heran und sollen behütet langsam lernen, auf eigenen Beinen zu stehen. Wie dieser Schritt funktioniert, werden wir natürlich gespannt verfolgen.

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Wir sind froh, dass wir dank der vielen Unterstützer*innen weiterhin allen im Kinderdorf lebenden Kindern eine regelmäßige Versorgung mit Lebensmitteln zusichern und allen Mitarbeiter*innen ihren monatlichen Lohn zahlen können. Denn Systeme wir Kurzarbeit, eine Arbeitslosenkasse oder Hartz 4 gibt es in Ghana nicht.

 

 

 

 

 

 

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